News Nana Mandl im Gespräch 24. August 2020

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Am 3. September eröffnet die Ausstellung von Nana Mandl im DOCK 20 - Kunstraum und Sammlung Hollenstein. Die Künstlerin ist bekannt für ihre großflächigen Wandarbeiten. Nun richtet sie den Blick zum ersten Mal auf den Boden: Für die Ausstellung in Lustenau hat sie einen über 100 m² großen Teppich entworfen und mit Motiven aus ihrem digitalen Bildarchiv bedrucken lassen. Die Künstlerin spricht mit Chiara Hubner über ihre begehbare Installation. 

 

 

 

Für dein Projekt im Kunstraum des DOCK 20 hast du den Titel „dropping distance“ gewählt – fast schon provokativ in Zeiten von „social distancing“ und Abstandsregeln, die bis tief hinein in unser privates Umfeld greifen. Obwohl die Idee, den kompletten Ausstellungsraum mit einem Teppich auszulegen, schon letztes Jahr entstanden ist, hast du das genaue Layout dafür und die Motive vor allem während des Corona-Lockdowns entworfen. Inwiefern hat die Corona-Krise deine Arbeit an der aktuellen Ausstellung im DOCK 20 – Kunstraum und Sammlung Hollenstein beeinflusst?

Genauer gesagt ist die Idee zum Teppich sowie der erste Entwurf schon 2018 entstanden. Aber der Lockdown und diverse Maßnahmen haben natürlich nicht nur mein persönliches Leben, sondern auch mein Schaffen sehr beeinflusst.
Dabei ist das Thema von Nähe und Distanz zwischen den Menschen, vor allem aber auch zwischen Betrachter_in und Kunstwerk, noch präsenter geworden. Mir war es wichtig, genau in dieser Zeit einen Raum zu öffnen, der als Gegenpol zu Abstand und sterilen Oberflächen fungiert. Also, eine Ausstellung zu machen, die im wahrsten Sinne des Wortes zu befühlen und begreifen ist. Ich glaube, es ist nun wichtiger denn je, haptische Erfahrungen zu machen.

Bezugnehmend auf die Motive: schüttelnde Hände, Fläschchen, Teletubbies – woher kommen die Motive? Haben sie eine persönliche Bedeutung für dich? Mir ist aufgefallen, dass etwas kleiner in einer Ecke des Teppichs die Frage steht „What’s on your mind?“ – bedeutet das, dass alle Symbole auf diesem Teppich deine verschlüsselten Gedanken darstellen und sich der Betrachter anschließend seine eigenen dazu machen soll?

Dazu muss ich als Erstes sagen: Kunst ist immer persönlich. Es wäre eine Lüge, zu behaupten, die ausgewählten Motive hätten nichts mit mir zu tun. Die verwendeten Bilder kommen großteils aus meinem eigenen digitalen Archiv, das ich mir über die Jahre angelegt habe sowie aus dem Internet. Dabei handelt es sich natürlich um Bilder, die mich aus diversen Gründen persönlich, politisch oder ästhetisch ansprechen. In Verwendung müssen sie nicht direkt auf etwas Bestimmtes Bezug nehmen. Ich mag die Idee, dass aus diesem bunten Mix dann unendlich viele neue Geschichten gesponnen werden können.

Ich durfte bereits einen Blick auf das Kunstwerk - den Teppich - werfen und mir sind mehrmals kettenartige Symbole mit einem Löwen-Sticker aufgefallen. Stellen sie den verstärkt gebrauchten Zusammenhalt der Menschen während Corona dar, oder was ist ihre genaue Bedeutung?

Ich glaube, ich würde einen wesentlichen Teil meiner Arbeit vorwegnehmen, wenn ich alles auf eine Bedeutung hin reduziere. Ich finde es schön, wenn diese Assoziationsketten einer_m jeden frei bleiben dürfen.

Kunstwerke für den Boden zu gestalten, sind nicht die typischen Aufgaben einer Malerin. War dies eine neue Herausforderung für dich? Warum? Würdest du sagen, dass du deinen Stil bereits gefunden hast, oder helfen dir neue Blickwinkel (Kunstwerke auf dem Boden, anstatt auf der Wand) neue künstlerische Ausdrucksarten zu entdecken und umzusetzen?

Obwohl ich meinen Zugang zur Kunst sicherlich durch die Malerei gefunden habe, sehe ich mich nicht als Malerin, sondern vielmehr als freischaffende Künstlerin.
Das Wundervolle an diesem Beruf ist ja das unendliche Suchen und Finden von immer wieder neuen Ausdrucksformen ohne mediale Begrenzungen.
Ich habe bestimmt auch schon eine visuelle Sprache gefunden, in der ich mich gut ausdrücken kann, aber wenn ich daran denke, was alles noch möglich ist, sehe ich mich noch ganz am Anfang.
Bezüglich des Teppichs: Nachdem ich in den letzten Jahren viele Wandinstallationen gemacht habe, war es naheliegend, auch die Bodenfläche einmal wie eine weiße Wand zu nutzen. Für mich liegt die Herausforderung eher darin, einen spannenden Raum zu schaffen, der, ganz unklassisch für einen White Cube, dazu einlädt, es sich gemütlich zu machen und gleichzeitig in Interaktion mit den Kunstwerken zu treten.

Hatte das Material einen großen Einfluss auf das Endergebnis?

Es war ein langer Prozess, ein geeignetes Material zu finden, welches meinen Vorstellungen entspricht. Mein Part in dem Prozess war dann tatsächlich 'nur' der digitale Entwurf. Wie bei allen großen Digitaldruck-Aufträgen ist es immer wieder spannend zu sehen, wie sich das Bild, das man sonst nur in kleiner Form flach vom Bildschirm kennt, dann in real-life macht.

Vielen Dank für das spannende Gespräch und deine Zeit!

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