News Unsichere Lebenszeit – Aspekte der Alltagsgeschichte im Reichshof Lustenau 16. Januar 2025

Am Donnerstag, 23. Jänner, findet im DOCK 20 um 19 Uhr die Eröffnung der Ausstellung des Historischen Archivs zum Alltagsleben in der Frühen Neuzeit statt. Die Bevölkerung ist herzlich eingeladen.

RHR_Jud_Den_Ant_332_KUEN_PLAN Der älteste erhaltene Ortsplan von Lustenau wurde 1686 vom Bregenzer Barockbaumeister Johann Georg Kuen angefertigt.

Nach Arthur E. Imhof, einem bedeutenden Sozialhistoriker des 20. Jahrhunderts, besteht „[d]er fundamentale Wandel während der letzten vierhundert Jahre [..] darin, dass unsere menschliche biologische Existenz von einer sehr unsicheren Angelegenheit zu einer für unsere Vorfahren unvorstellbar viel sichereren geworden ist“. Ausgehend von dieser These fragt die von Gemeindearchivar Wolfgang Scheffknecht konzipierte Ausstellung danach, wie sich das Leben der frühneuzeitlichen Menschen im Reichshof Lustenau unter diesen Umständen gestaltete. Dabei wird vor allem die Rolle der Religion mehrfach thematisiert.

Religion und Magie

Magie und Religion durchwirkten im vormodernen Lustenau das ganze Leben. Religiöse und magische Rituale standen für alle Lebenslagen zur Verfügung. Am deutlichsten wird das in Zusammenhang mit dem Tod, den die Menschen der Frühen Neuzeit nicht als Endpunkt, sondern als einen Übergang in eine andere Daseinsform betrachteten. Ihr Denken und Planen musste sich daher darauf konzentrieren, diesen Übergang so zu gestalten, dass er in ein „besseres“ Jenseits führte. Sie verwandten daher einen für uns kaum noch nachvollziehbaren Aufwand, um das Sterben zu einem „guten“ Tod zu machen und so die ewige Verdammnis oder einen allzu langen Aufenthalt im Fegefeuer zu vermeiden.

Foto 1 Wettersegen Foto Günter König Der heute noch in Gebrauch stehende Wettersegen der Pfarre St. Peter und Paul wurde 1789 von dem aus Lustenau stammenden Priester Johann Victor Hollenstein gestiftet.
Foto 2 Stifterbild Hagen Foto Günter König Das Stifterbild der Familie Hagen hängt noch heute in der Loretokapelle.

Religion war sowohl auf der privaten als auch auf einer „staatlichen“ Ebene eine omnipräsente Bewältigungsstrategie. Frömmigkeit und rigorose Glaubenspraxis sollten Unheil von der Gemeinde abwenden. Davon legen u. a. der durch die Lustenauer Gemeinde verabschiedete Schwörbrief von 1629 sowie ein gräfliches Mandat von 1657, mit dem die Lustenauer zum regelmäßigen Rosenkranzgebet verpflichtet wurden, beredtes Zeugnis ab. Weitere Teile der Ausstellung widmen sich der Lustenauer Kulturlandschaft, der damaligen Gesellschaftsstruktur sowie dem Umgang mit Konflikten und Kriminalität. Neben Archivalien aus dem Gemeindearchiv präsentiert die Ausstellung u. a. Leihgaben der Lustenauer Pfarren, des vorarlberg museums und des Vorarlberger Landesarchivs. Das Ausstellungsdisplay wurde von Roland Adlassnig konzipiert und umgesetzt.

Unsichere Lebenszeit – Aspekte der Alltagsgeschichte im Reichshof Lustenau

Ausstellung des Historischen Archivs
DOCK 20, Pontenstraße 20
Laufzeit bis Samstag, 12. April 2025
Eröffnung Donnerstag, 23. Jänner, 19 Uhr

Programm:
Führungen mit Archivar Wolfgang Scheffknecht

24. Jänner, 7. Februar, 7. und 21. März, jeweils 16 Uhr
Kinderprogramm mit Christa Bohle:
24. Jänner, 15-19 Uhr und 25. Jänner, 10-13 Uhr
Öffentliche Tagung des Bodenseegeschichtsvereins mit Vortrag Wolfgang Scheffknecht und Führung: 22. Februar, 14.30 Uhr
Archivgespräch mit Wolfgang Scheffknecht: 10. März, 18.30 Uhr
Weinwanderung „am Schweizer Berg“ mit Historiker Stefan Sonderegger: 5. April
Finissage mit Führung: 12. April, 10 Uhr

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