2018.02
"Lustenau – eine Gemeinde im Nationalsozialismus"
Das Historischen Archiv Lustenau zu Gast in der Galerie Hollenstein
Eine Dokumentation der Ausstellungsinhalte finden Sie hier.
Laufzeit: 26. Mai bis 8. Juli 2018
Eröffnung: Freitag, 25. Mai, 19 Uhr
Im Jahr 2013 wurde in Lustenau eine Gedenkstätte für die Opfer der NS-Diktatur errichtet. Aktuell beleuchtet eine groß angelegte historische Ausstellung in der Galerie Hollenstein die lokalen Auswirkungen des menschenverachtenden NS-Regimes. Im Fokus werden dabei die Geschichte(n) der damals verfolgten Menschen stehen. So wird u.a. eine in die Ausstellung integrierte NS-Opferdatenbank den Besucherinnen und Besuchern Einblicke in die örtliche Verfolgungsgeschichte ermöglichen.
Das Historische Archiv der Marktgemeinde Lustenau konzipiert seit einem Jahrzehnt gut alle drei Jahre Ausstellungen zur lokalen Zeitgeschichte. Bereits 2008 wurden bei der Ausstellung „Vespa, Petticoat und Kofferradio – Lustenau in den langen 50er-Jahren“ Aspekte der NS-Zeit, wie etwa die anfänglich mit Elan angegangene, später jedoch nur mehr sehr schleppend durchgeführte Entnazifizierung und die Schicksale der in Lustenau tätigen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter thematisiert. Ausstellungen zur Migrationsgeschichte und zur Zeit des Ersten Weltkrieges folgten 2011 und 2014.
Auswirkungen auf das Leben in der Gemeinde
Nun ist es der Nationalsozialismus, der ab Ende Mai in den Fokus gerückt wird. Mit dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 übernahmen auch in Lustenau die heimischen Nationalsozialisten die Macht. Neben der damals geschürten Hoffnung auf eine bessere Zukunft beherrschten bald die Angst vor Verfolgung, NS-Propaganda und die Bitternisse des Krieges den Alltag. Ganz bewusst werden in der Ausstellung die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges ebenso wie die Mitwirkung von Lustenauer Soldaten in diesem Krieg weitgehend ausgeklammert. Vielmehr versucht die von Oliver Heinzle und Wolfgang Scheffknecht kurratierte und unter der wissenschaftlichen Mitarbeit von Vanessa Waibel konzipierte Ausstellung, allgemeine Erscheinungsformen der damaligen Trends in ihren lokalen Ausprägungen sichtbar zu machen. Dabei soll aufgezeigt werden, welche Auswirkungen die NS-Diktatur auf die Gemeindeentwicklung und das Leben der Menschen in Lustenau hatte. Das Eingehen auf die Vorgeschichte der politischen Lagerbildung und die gewalttätigen Auseinandersetzungen der Zwischenkriegszeit wird die Einbettung in einen größeren geschichtlichen Kontext ermöglichen.
Aussagekräftige Objekte
Bereits im Vorfeld stand als eines der Ziele fest, den Besucherinnen und Besuchern einen möglichst guten Gesamtüberblick zu ermöglichen. Klar war allerdings auch, dass dies aufgrund des Themenumfangs und auch der vielen bereits vorhanden Forschungsergebnisse zur NS-Zeit eine schwieriges Unterfangen werden würde und dass gegebenenfalls einige Themen nur am Rande gestreift werden können. Im Zuge der Recherchen zeigte sich jedoch, dass noch sehr viele aussagekräftige Objekte existieren, die alle ihre eigenen Lustenauer Geschichten aus der NS-Zeit erzählen und damit sehr viele Themenbereiche abdecken. Fast alle der ausgestellten Objekte „stammen“ aus Lustenau selbst und werden zumeist von Privatpersonen zur Verfügung gestellt. So dokumentieren etwa Stickereimuster von Uniformaufnähern und die dazu gehörenden Rapporte dieser Wehrmachtsaufträge ebenso wie andere Objekte die Umstellung der Wirtschaft auf die Erfordernisse des Zweiten Weltkrieges. Vom Versuch der Nationalsozialisten, möglichst alle Lebensbereiche mit ihrer Ideologie zu durchdringen, erzählen u.a. erhalten gebliebene große Emailschilder der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt, die infolge der Gleichschaltung des Krankenpflegevereins am Kreuzschwesternhaus angebracht wurden. Neben der anhand der Objekte erzählten Geschichte, werden aber auch Lustenauer Zeitzeuginnen und Zeitzeugen mittels Ausschnitten von Audioaufnahmen selbst zu Wort kommen und damit ihr individuelles Erleben der damaligen Ereignisse für die Besucherinnen und Besucher greifbar machen.
Umfangreiches Rahmenprogramm
Ein umfangreiches Rahmenprogramm begleitet die Ausstellung. Neben vier Vorträgen, die einige der Ausstellungsthemen vertiefen bzw. ergänzen und einer Exkursion nach Nürnberg zur Dokumentationsstätte Reichsparteitagsgelände finden in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Hohenems zwei Fahrrad-Führungen entlang des Alten Rheines statt, um an die damaligen Flucht- und Verfolgungsgeschichten zu erinnern. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Kuratiert von Wolfgang Scheffknecht und Oliver Heinzle, unter wissenschaftlicher Mitarbeit von Vanessa Waibel. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Die Ausstellung wurde finanziell unterstützt von:
Zukunftsfond der Republik Österreich
Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus
Land Vorarlberg
Rahmenprogramm und Vermittlung
Öffentliche Führungen
Sonntag, 3. Juni, 16 Uhr
Ausstellungsrundgang mit Oliver Heinzle
Sonntag, 17. Juni, 16 Uhr
Ausstellungsrundgang mit Wolfgang Scheffknecht
Sonntag, 24. Juni, 16 Uhr
Ausstellungsrundgang mit Oliver Heinzle
Der Eintritt zu den Führungen ist jeweils frei.
Vorträge
Montag, 4. Juni, 18.30 Uhr
Thomas Albrich – „Die Anfänge der NSDAP in Vorarlberg“
Montag, 11. Juni, 18.30 Uhr
Dirk Rupnow – „Die neue Unübersichtlichkeit – Globale Holocaust-Erinnerung im Zeitalter des Trumpismus“
Freitag, 22. Juni, 18.30 Uhr
Oliver Seifert – „Das Schicksal der Vorarlberger Patientinnen und Patienten in der Heil- und Pflegeanstalt Hall in Tirol während der NS-Zeit“
Montag, 2. Juli, 18.30 Uhr
Klaus Hagen – „Kulturpolitik im Nationalsozialismus“
Die Vorträge finden im Foyer der Galerie Hollenstein statt, der Eintritt ist frei.
Exkursionen
Samstag, 30. Juni, 7 bis 21 Uhr
Geführte Exkursion zum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg
Anmeldung erforderlich: archiv@lustenau.at, Abfahrt vor dem Rathaus Lustenau
Samstag, 16. Juni, 15 Uhr und
Samstag, 21. Juli, 15 Uhr
Grenzfahrt mit dem Fahrrad am Alten Rhein
In Kooperation mit dem Jüdischen Museum Hohenems: Dialogführung per Fahrrad zum Thema Flucht und Verfolgung
Anmeldung erforderlich: office@jm-hohenems.at, Treffpunkt Zollamt Lustenau Wiesenrain