2019.04
Textile Techniken
Schwerpunkt Textil, Themenausstellung
Laufzeit: 16. November bis 15. Dezember 2019
Eröffnung: Freitag, 15. November, 19 Uhr
Begrüßung: Kurt Fischer, Bürgermeister
Faden und Draht, Handwerk und Industrie, Geschichte und Zukunft: Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Integration aktueller technologischer Entwicklungen in textile Materialien und den sozialen, kulturellen, technischen und ästhetischen Wechselwirkungen von Textilem und Technischem. Die ausgestellten Objekte von vier internationalen Positionen vereinen historisch inspirierte, traditionelle Handwerksroutinen und Muster mit digitalen Technologien, besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Offenlegung der enthaltenen Elektronik und dem Hinterfragen der Schnittstellen zwischen Mensch und Technik. Ein Spannungsfeld, in dem sich eine Vielzahl von ästhetischen und gesellschaftlichen Fragestellungen auftun, die gerade am Ausstellungsort noch einmal besondere Relevanz erhalten: Die Ausstellungsräume der Galerie Hollenstein beheimateten lange Zeit auch das Stickereizentrum und –Museum und die Spuren dieser eng mit Lustenau verknüpften Geschichte sind noch in allen Ecken spürbar.
Beteiligte KünstlerInnen
Kobakant
besteht aus Hanna Perner-Wilson (AT) und Mika Satomi (AT / JP). Sie untersuchen den Einsatz von Textilhandwerk und Elektronik als Medium zur Kommentierung technologischer Aspekte unserer Gesellschaft. Häufig als subtile Kritik an stereotypen Anwendungen formuliert, vermitteln die geschaffenen Objekte ihre Ansicht, dass Technologie von jedermann modifizierbar und manipulierbar sein muss, um unseren persönlichen Bedürfnissen und Wünschen besser gerecht zu werden.
Die ausgestellten Musterstücke, Versuchsanordnungen und Objekte entstammen der „KOBA — Schneiderei für elektronische Textilien“, einem Projekt der beiden Künstlerinnen aus dem Jahr 2018. Ein knappes Jahr lang haben sie eine Schneiderei betrieben, in welcher Kund*innen ein maßgeschneidertes textiles Kleidungsstück anfertigen lassen konnten, welches eine auf sie abgestimmte Funktion erfüllte.
Damit verfolgt Kobakant einen experimentellen Forschungsansatz, der mit Methoden des traditionellen Textilhandwerkes verschmilzt und sich bewusst von industriell erzeugter Massenware abhebt. Der Körper dient dabei als Mittel, um die Möglichkeiten von elektronischen Textilien auszuloten und dadurch die Qualität der Interaktionen zu steigern.
Irene Posch (AT) ist Forscherin und Künstlerin mit einem Hintergrund in den Bereichen Medien und Informatik. Ihre Arbeiten beruhen auf Techniken und Werkzeugen aus Kunst und Handwerk, die sie mit Blick auf soziale, kulturelle, technische und ästhetische Aus¬wirkungen in aktuelle technologische Entwicklungen überführt.
Ihre textilen Objekte vereinen historisch inspirierte, traditionelle Handwerks¬routinen und Muster mit digitalen Technologien. Ein Beispiel für ihre historischen Bezugspunkte sind die Zeichnungen aus der Enzyklopädie von Denis Diderot. Diese Abbildungen stellen verschiedene Berufe und Werkzeuge aus der Textilproduktion dar, die Irene Posch auf ihre Gültigkeit in der heutigen Zeit hinterfragt und adaptiert hat.
Ein weiteres Beispiel ist die Re-Interpretation eines historischen Patents, welches als die früheste Beschreibung eines elektronischen Textil-Artefaktes nach heutiger Interpretation gelten könnte. Alfred Stromberg, der das Patent im Jahr 1892 angemeldet hat, beschreibt darin einen Vorhang, der als „Einbrecher-Alarm“ ungebetene Gäste melden sollte, sobald der Vorhang geöffnet wird.
Der Vorhang entstand in Zusammenarbeit mit der Getzner Textil AG in Bludenz.
EJTECH ist ein multidisziplinäres Studio, das sich aus Esteban de la Torre (MX) und Judit Eszter Kárpáti (HU) zusammensetzt. Die beiden betreiben eine künstlerische Forschung, die auf Fragen nach Synergien zwischen Physischem und Digitalem, sensorischer Integration und Untersuchungen zur Mensch-Computer-Interaktion gestützt ist.
Dabei agieren sie unter anderem mit instabilen Medien, experimentellen Schnittstellen und elektronischen Textilien. Das visuelle Ergebnis ihrer Recherchen sind interaktive Installationen und dynamische Kunstwerke.
Die gezeigte Installation ergründet die Qualität von Textilien als Input und Output im Rahmen der Schalluntersuchung. Als Input oder Eingabemaske agiert eine textile Schnittstelle, die über akustische Signale eine Reaktion erwidert. Diese Schnittstelle greift auf lasergeschnittene, leitfähige Muster aus Textilien zurück, die über einen leistungs¬starken, latenzarmen Mikrocontroller ein Klangstück in Echtzeit erzeugen.
Für die Re-Kontextualisierung von Textilien als Output oder Ausgabemedium installierte EJTECH ein mehrkanaliges textiles Soundsystem. Diese Kanäle werden entweder in Klangkonzepte, die vom Textil ausgesendet werden, oder in Bewegungskonzepte unterteilt, die sich aus dem „Tanz“ der leichteren Textilien, wie beispielsweise Organza, ergeben. Alle Geräusche und Bewegungen werden über die textile Schnittstelle gesteuert. Im Rahmen dieser Installation stand die Erforschung der Klangfarbe von Textilien und die Untersuchung der Materialität von Klang im Vordergrund.
Selina Reiterer (AT) und Oliver Maklott (AT) präsentieren im Rahmen der Ausstellung ihre Arbeit „Four6“, die gängige Methoden der Bedienung von Systemen hinterfragt. Eine Serie interaktiver Objekte mit textilen Oberflächen dient dabei als Schnittstelle zum taktilen Erleben der virtuellen Welt.
Mit Gesten, die wir bereits häufig im Umsatz mit mobilen Endgeräten einsetzen, wie beispielsweise Wischen oder auch nur ein simples Berühren, können ihre Objekte bedient werden. Die textile Oberfläche liefert hier einen zusätzlichen Mehrwert und fordert uns heraus, diese Sinneseindrücke, die über das Tasten aktiviert werden, bewusster wahrzunehmen.
Rahmenprogramm und Vermittlung
Freitag, 15. November, 19 Uhr
Eröffnung
Begrüßung: Kurt Fischer, Bürgermeister
Einführung: Daniela Fetz
Performance mit Esteban de la Torre und Judit Eszter Kárpáti von EJTECH
Samstag, 16. November, 17 Uhr
Ausstellungsrundgang mit Künstlerin Irene Posch und Kuratorin Daniela Fetz
Dienstag, 19. November, 19 Uhr
Vortrag: Forschungsinstitut für Textilchemie und Textilphysik und TCCV (Textile Competence Center Vorarlberg)
Das Forschungsinstitut für Textilchemie und Textilphysik der Universität Innsbruck mit Sitz in Dornbirn unterstützt in enger Verknüpfung mit der heimischen Textilindustrie nationale und internationale Leitbetriebe bei der Erforschung und Umsetzung von neuen Produkten, Verfahren und Dienstleistungen. Das daraus entstandene TCCV ist ein COMET-Projekt für die Forschung und Weiterentwicklung innovativer Textilien im Bereich Leichtbau, Smart- und Hightech-Textilien.
Dienstag, 10. Dezember, 18 Uhr
Galerie-Apéro
Eine Kurzführung durch die Ausstellung mit Drinks, Snacks und der Möglichkeit, Fragen zu stellen.
Sonntag, 15. Dezember, 17 Uhr
Finissage, Künstlergespräch und Performance
Selina Reiterer und Oliver Maklott sprechen über ihre Projekte und aktivieren ihre ausgestellte Arbeit „Four6“.
Kostenloses Kunstvermittlungsprogramm für Kinder / Jugendliche und private Führungen außerhalb der Öffnungszeiten auf Anfrage unter galerie.hollenstein@lustenau.at